"Zum ersten Mal habe ich extreme Luftfeuchtigkeit in Vietnam erlebt. Da habe ich kennengelernt was Luftfeuchtigkeit bedeutet. 100 Prozent Luftfeuchtigkeit...und das Nachts..."
"Und dann noch die ganze Ausruestung..."
"Ja, ja..."
Er dreht sich um und geht zum Buffet.
"Ich war 20 Jahre bei den Marines."
"Und was machst du jetzt?"
"Ich bin noch immer ein Marine..."
"Einmal Marine, immer Marine..."
"Ja..."
"Das ist wirklich interessant, weil ich im Augenblick meine Examensarbeit ueber das Marine Corps Memorial in DC schreibe..."
"Ah...die Iwo Jima Statue...ja, ja. Ich war mal auf der Insel."
"Tatsaechlich? Es ist militaerisches Speergebiet."
"Genau. Wir haben es besichtigt. Muss echt hart gewesen sein damals. Die Insel besteht zum groessten Teil aus vulkanischer Asche. Man versinkt einfach im Boden."
Wir sehen uns an, nicken mit den Koepfen. Er denkt an in Asche versinkende Soldaten bei der Landung auf Iwo Jima. Ich denke an einen ungelenk wirkenden Mitt-40er, der mit einer Gruppe seinesgleichen auf Iwo Jima an einer Fuehrung teilnimmt und kaum im Sand vorankommt.
Etwas spaeter.
"Unser Schiff legte einmal in Hamburg an. Wir gingen auf die Reeperbahn und ich war ein schlimmer Junge."
Er grinst und ich nehme noch einen Schluck aus meinem Glas.
"What is the greatest thing about being one hundred years old?"
"No one can tell what you have to do."
Auf dem Geburtstag einer 100-jaehrigen Frau aus Columbia, South Carolina.
"I need a little bit more time to figure out what I'm doing here in Austin besides being with you."
Real World Austin
Im Augenblick mache ich mein Praktikum an einer Schule im Fach Kunst und jedes Mal wenn ich den Klassenraum betrete, taeuschen all die haengenden Zeichnungen und blassen Aquarelle nicht darueber hinweg, dass in dieser Klasse keine freundliche oder besonders offene Atmosphaere herrscht.
Man sieht foermlich die roten Fahnen von der Decke haengen und fragt sich wann diesmal der Appell wohl beginnen wird.
Es mag unfair, vielleicht sogar rassistisch erscheinen, dass ich dies sage wo doch die Lehrerin aus Russland stammt. Nein. Seid beruhigt - mein Eintrag hat keinen diskriminierenden oder sonstwie gearteten Hintergrund.
Was zunaechst recht unterhaltsam erschien, verlor nach kurzer Zeit seinen Reiz. Sie bat mich in meiner ersten Stunde in dieser Klasse gemeinsam mit den Schuelern mitzumachen und mit einem Bild anzufangen. Aquarellfarben - na, wie spannend. Doch bevor ich ran konnte, gab es erst einmal eine lange und stark akzentuierte Rede. "So musst das machen und so nicht...das ist wichtig...erst die Farben auftragen...in die Mitte kommt Gelb, unten Blau und oben Rot...Schicht auf Schicht...erst einmal nur Farben, keine Formen...usw."
Ich war - ohne es zu wissen in einer Therapiestunde gelandet. Ich sah mich um und stellte fest, dass den Schuelern das wohl vollkommen normal vorkam. Grundguetiger. Na dann mal los.
Kaum hatte ich begonnen, bemerkte sie, dass ich es ja falsch machen wuerde: "Nein, die Farben duerfen sich nicht beruehren...die Schichten muessen erst einmal trocknen!."
Duerfen nicht? Hatte ich da gerade richtig gehoert?
Das ist falsch, das ist richtig. So malt man und so malt man nun ueberhaupt nicht?
Das was sich wie die Regeln des Strafvollzugs anhoerte war in Wirklichkeit Kunstunterricht. Es wundert mich bei solchen Lehrern wirklich nicht, dass Leute in der Regel dazu neigen die Notwendigkeit und Wichtigkeit des Faches Kunst abzusprechen.
You know, when I was a kid, I once found a dollar and six cents at the bottom of a pool.
- You must have been excited...
Kennt ihr diese Art von Menschen, die staendig sich selbst und ihre eigenen Handlungen kommentieren?
In der Art, dass sie zum Beispiel morgens aufstehen und noch im Akt des Aufstehens ueber ihren Schlaf reflektieren und sagen: "Das war aber echt gut heute."
Wir bestellten vor kurzem Pfirsiche aus South Carolina. Dort ist die Saison kurz vor ihrem Ende und es heisst, diese Pfirsiche seien unglaublich gut. Ich habe erst vor kurzem die Michigan-Pfirsiche probiert, als man mir sagte, dass es Leute gibt, die extra aus Chicago anreisen, um diese hier in Michigan zu kaufen.
UPS sollte die bestellten Pfirsiche schicken. Nach zwei Lieferversuchen seitens UPS, hiess es mit einem Mal, dass erst zum 6. September geliefert werden kann. Das Problem hierbei: es war beide Male jemand zu Hause. Irgendwie hatten sich die Leute von UPS herangeschlichen und versucht moeglichst keinen Laut von sich zu geben. Denn die Benachrichtigung war im Postkasten, nicht aber das Paket.
Ob denen das Freude bereitet? Vielleicht.
Ich wollte anrufen und mich beschweren. So richtig aufdrehen. Und was passiert? Ich habe - ohne es zu wollen - einen automatischen Operator am anderen Ende der Leitung.
Die Option: "Anscheissen" kennt er nicht. Man sagt brav "ja" und "nein" und dann kommt die Information, dass das Paket irgendwo in einem Lager herumsteht und abgeholt werden kann. Ach so.
Und wieder "ja", "nein" anstatt "hoeren Sie mir jetzt mal zu" oder "erzaehlen Sie doch keinen Scheiss."
Es ist mir schleierhaft, wieso man zuerst ein Paket anliefert, um es dann wieder mitzunehmen.
Gestern kam das Paket dann endlich und die Pfirsiche sind ungelogen die besten Pfirsiche die ich je gegessen habe.
In der
Bauhaus-Universität in Weimar kann man im Rahmen des
Kunstfestes Weimar zur Zeit "Exponate" des
ZKM Karlsruhe auf sich wirken lassen. Faszinierend an der Ausstellung ist, dass ich dort auch wieder auf den Effekt des Stimmverfremdens gestoßen bin - explizit auf den Vocoder-Effekt, und da ganz speziell auf den "Roboterstimme"-Effekt.
Sehr schöne Ausstellung, wenn es draußen gerade regnet und die Jeans sich am Hosenbein in ihre Bestandteile auflöst. Die Erfahrung der Sounds bei dieser Ausstellung ist ein willkommener Gegenpol zu all dem MP3-Gehöre und Klingeltönen und Werbe-Jingles.
Am 6. September beginnt hier das Semester.
In den letzten Tagen waren die Erstsemester - die sogenannten freshman - in Scharen und in Beisein ihrer Eltern ueberall im Ort anzutreffen.
Doch bevor das Semester losgeht und jeder in bestimmte Pflichten eingebunden wird, wollen die Kids noch einmal so richtig einen draufmachen. Das geschieht in der Regel bei Musik, Bier und mit viel Geschrei.
Heute verbrachten...nein, verschwendeten wir einen Grossteil des Nachmittags indem wir versuchten wieder ans Netz angeschlossen zu werden. Mit Netz meine ich natuerlich das mittlerweile unverzichtbare Internet.
Es muessen an die zweieinhalb Stunden am Telefon gewesen sein, bis das Problem zwischen Modem und Wireless und zwischen Comcast und SBC geklaert war. Was genau dabei die Ursache fuer die Fehlfunktion war, kann keiner von uns mehr bestimmen. Keine Ahnung.
Am Ende lief es einfach. Mit einem Mal und fuer alle ein wenig ueberraschend.
Und jedes Mal, wenn es entweder einen stoerenden Empfang gibt oder ich komplett offline gesetzt werde, frage ich mich, wie es eigentlich ohne Internet war.
Und lange ist es ebenfalls nicht her. Meinen ersten Anschluss erhielt ich 1999.