Kunst und Alltag

Montag, 31. Oktober 2005

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Samstag, 29. Oktober 2005

Installation und digitale Fotos

Am Donnerstag war meine Installation endlich fertig.

Schon laenger beschaeftige ich mich mit dem Thema "Kunstmuseum". Dabei geht es mir nicht so sehr um die dort ausgestellten Werke und Objekte aus dem Bereich der sog. 'hohen Kuenste'. Interessant wird das Museum erst in Hinblick auf seine Besucher. Nicht die altbekannte und immer wieder gestellte Frage: Was ist Kunst? Was ist gute, bzw. schlechte Kunst? ist hierbei entscheidend, sondern fuer wen ist Kunst? Und wie steht es um den Zugang zur Kunst?

Inbetween-Panzer-copy

Das Metier des mehr oder weniger glaubwuerdigen Kunstkenners ist uninteressant geworden. Der 'Kunstamateur' hingegen, der als Tourist, als Schueler, oder einfach von Neugier angetrieben durch eine Ausstellung geht, holt durch seine Anwesenheit den Alltag in diese Raeume. Dieser Alltag macht sich in Form von Fragen, Vermutungen, Urteilen und Spekulationen bemerkbar: wieso sieht dieses Bild so aus? Wieso malte er es nicht anders? Was bedeuten die unterschiedlichen Farben? Das kann ich doch auch! Ob er wohl tatsaechlich verrueckt war und deshalb so obsessiv arbeitete?

three

Es haben sich in der Zeit seitdem Kunst als solche oeffentlich ausgestellt wird - und diese Tradition besteht erst seit weniger als 250 Jahren - unterschiedliche populaere Mythen herausgebildet. Allen voran der Mythos des kuenstlerischen Genies und seiner Arbeit.

Sixth-Der-Springer-copy

Auch wenn sich mittlerweile ein gewisses Mass an Aufklaerung breit gemacht hat und Teil des kollektiven Bewusstseins geworden ist, so sprechen die zahlreichen und hartnaeckigen Ansammlungen vor Monet-, van Gogh-, oder Picassobildern in jedem Museum fuer sich. Das Museum auratisiert noch immer und noch immer glauben weite Teile der Museumsbesucher an die Idee des Meisterwerks.
Der Besuch eines Kunstmueums ist demnach die Begegnung und Auseinandersetzung mit den grossen Traditionen der letzten Jahrhunderte. Die Renaissance und die klassische Moderne bilden dabei noch immer die beiden dominantesten Saeulen des gegenwaertigen Kunstverstaendnisses.

Fuehrt man diese Besucher in solche Bereiche wie Beuys, Immendorf, Baselitz, Paik, Klein, Abramovic, usw. stoesst man eher auf Widerstaende. Bei Gerhard Richter und Neo Rauch oder sogar Schlingensief scheint der Zugang leichter zu fallen.

In Thomas Struths fotografischer Museumsserie erscheinen die Kunstobjekte des Museums primaer als durch ihre Betrachter fetischisierte und verallgemeinerte Ikonen der Kunst: die Mona Lisa, der Vermeer, der grossformatige Gericault, oder der Duerer. Sie werden von ihren Betrachtern als Kunst identifiziert und verstanden. Sie werden bewundert und sogar verehrt.

In der fotografischen Serie die ich fuer meine Installation erstellte, geht es weniger darum den Besucher des Museums satirisch zu karikieren. Vielmehr soll das Kunstmuseum als ein Ort dargestellt werden der mehr als ein reines Behaeltnis der Kunst ist. Es ist ein Raum, der auf unterschiedlichen Bereichen die Moeglichkeit des Konsums eroeffnet. Es ist ein Raum, der unterschiedliche Menschen und Szenarien zulaesst und damit Situationen erschafft die zum eine vertraut sind, aber in den dargestellten Raeumlichkeiten ungewoehnlich und sogar unmoeglich erscheinen. Darin ist es zugleich ein Spiel mit dem 'Unheimlichen' und dem 'Heimlichen' oder 'Heimeligen'. Szenen des Alltags mischen sich mit der Regelmaessigkeit und Uniformitaet des Kunstmuseums.

Fotoinstallation1

Alle Museumsaufnahmen dieser digitalen Fotoserie sind in dem neuen Frank O. Gehry MARTA-Museum in Herford entstanden. Zudem war es mir wichtig an sehr unterschiedlichen und sich widersprechenden Orten Aufnahmen zu machen, die ein visuelles 'patch work' ergeben und dadurch den Eindruck eines Ortes und gleichzeitig keines spezifischen Ortes verstaerken wuerden.

Die Installation selber besteht aus einer ca. 2m x 1,40m tapezierten Holzwand und einem aufgeschraubten Holzrahmen der von hinten mittels eines Projektors angestrahlt wird. Die digitale Fotoserie wird von dem Projektor an die Projektionswand innerhalb des Rahmens geworfen und im Loop abgespielt (insgesamt neun Fotos).
Vor der Wand befindet sich ein runder Plastiktisch, mit einer Tischdecke, einer Blumenvase und Blumen aus Wachs, zwei roten Plastiktellern und dazupassenden Bechern. Der Betrachter hat die Moeglichkeit auf einem der zwei Stuehle Platz zu nehmen, aus den Bechern zu trinken und Fast Food zu essen, das auf den Tellern serviert wird.
Damit verbindet diese Installation zum einen Konsum mit Kunst und zum anderen das kuenstliche, digitale Bildmaterial mit fabrizierten, realen Objekten.

Fotoinstallation4

Freitag, 21. Oktober 2005

Buchmesse 2005

Auf der Buchmesse heute habe ich etwas gelernt. Ich habe gelernt, dass es für jede Nachfrage ein Buch gibt. Es ist alles möglich. Beim Design von Kunstbüchern gibt es keine Grenzen. Und das Meiste ist auch noch richtig schön.
Der Internetauftritt des Filu Verlags z.B. wirkt ein bisschen unbeholfen und ästhetisch eher fragwürdig. Dabei waren bei den ausgestellten Büchern nur wundervolle Designideen dabei.
Insgesamt hat man den Eindruck, dass man das Buch als Objekt im Lebensraum designerisch nach vorne bringen will. Diese holprige Formulierung soll bedeuten: Die großen Verlage setzen auf bunte Farben und auf lautes Design, die kleinen Verlage wollen Text einbinden in Kunst.
So fließen gegenwärtig Musik, Film, Kunst und Literatur immer mehr zusammen. Auf meinem iPod höre ich Hörbücher, meine Bücher sehen aus wie Kunstwerke und ihnen liegt eine CD oder DVD bei und auf Bildern sind vermehrt Texte zu lesen.

Samstag, 15. Oktober 2005

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Donnerstag, 13. Oktober 2005

Haende hoch!

Das Museum ist ein eingeschraenkt oeffentlicher Ort. Ein Museumserlebnis verlaeuft in der Regel immer nach dem gleichen Muster:
man betritt eine Anzahl recht aehnlicher Raeume und betrachtet Objekte, die in der Kategorie 'Kunst' gefuehrt werden. Ueberrascht wird man hingegen aeusserst selten. Noch seltener wundert man sich ueber das dort Gesehene.
Kunstraeume sind disziplinierte Raeume.


hande hoch

Im Museum - Einkaufen

Dieses Phaenomen von Kunstmuseum und Einkaufszentrum ist doch wirklich ein interessantes Gebilde.
Wie soll man es eigentlich nennen?
Einkaufsmuseum?
Kunstmall?

Wie waere es mit:
Kulturshoppingzentrum?

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Mittwoch, 14. September 2005

Kommunisten und Kunst

Im Augenblick mache ich mein Praktikum an einer Schule im Fach Kunst und jedes Mal wenn ich den Klassenraum betrete, taeuschen all die haengenden Zeichnungen und blassen Aquarelle nicht darueber hinweg, dass in dieser Klasse keine freundliche oder besonders offene Atmosphaere herrscht.
Man sieht foermlich die roten Fahnen von der Decke haengen und fragt sich wann diesmal der Appell wohl beginnen wird.
Es mag unfair, vielleicht sogar rassistisch erscheinen, dass ich dies sage wo doch die Lehrerin aus Russland stammt. Nein. Seid beruhigt - mein Eintrag hat keinen diskriminierenden oder sonstwie gearteten Hintergrund.

Was zunaechst recht unterhaltsam erschien, verlor nach kurzer Zeit seinen Reiz. Sie bat mich in meiner ersten Stunde in dieser Klasse gemeinsam mit den Schuelern mitzumachen und mit einem Bild anzufangen. Aquarellfarben - na, wie spannend. Doch bevor ich ran konnte, gab es erst einmal eine lange und stark akzentuierte Rede. "So musst das machen und so nicht...das ist wichtig...erst die Farben auftragen...in die Mitte kommt Gelb, unten Blau und oben Rot...Schicht auf Schicht...erst einmal nur Farben, keine Formen...usw."
Ich war - ohne es zu wissen in einer Therapiestunde gelandet. Ich sah mich um und stellte fest, dass den Schuelern das wohl vollkommen normal vorkam. Grundguetiger. Na dann mal los.

Kaum hatte ich begonnen, bemerkte sie, dass ich es ja falsch machen wuerde: "Nein, die Farben duerfen sich nicht beruehren...die Schichten muessen erst einmal trocknen!."
Duerfen nicht? Hatte ich da gerade richtig gehoert?
Das ist falsch, das ist richtig. So malt man und so malt man nun ueberhaupt nicht?

Das was sich wie die Regeln des Strafvollzugs anhoerte war in Wirklichkeit Kunstunterricht. Es wundert mich bei solchen Lehrern wirklich nicht, dass Leute in der Regel dazu neigen die Notwendigkeit und Wichtigkeit des Faches Kunst abzusprechen.

Donnerstag, 8. September 2005

Das digitale Bauhaus

In der Bauhaus-Universität in Weimar kann man im Rahmen des Kunstfestes Weimar zur Zeit "Exponate" des ZKM Karlsruhe auf sich wirken lassen. Faszinierend an der Ausstellung ist, dass ich dort auch wieder auf den Effekt des Stimmverfremdens gestoßen bin - explizit auf den Vocoder-Effekt, und da ganz speziell auf den "Roboterstimme"-Effekt.
Sehr schöne Ausstellung, wenn es draußen gerade regnet und die Jeans sich am Hosenbein in ihre Bestandteile auflöst. Die Erfahrung der Sounds bei dieser Ausstellung ist ein willkommener Gegenpol zu all dem MP3-Gehöre und Klingeltönen und Werbe-Jingles.

Samstag, 23. Juli 2005

Guerrilla Girls

Das Werbeplakat begegnet uns im Grunde ueberall. An Waenden, Haeusern, Firmengebaeuden, Saeulen und so weiter.
Doch was, wenn dieses Werbeplakat kein Produkt bewirbt? Was, wenn es nicht behauptet, dass McDonalds eigentlich gar nicht so schlecht ist und Produkte fuer einen Euro doch ein gutes Angebot sind? Was, wenn es keinen sagenhaften Film auf RTL als Deutschlandpremiere angepreist und dabei verschweigt, dass er wohl auch in keinem anderen Land laufen wird, weil sich ohnehin niemand dafuer interessiert? Was, wenn nicht zum wiederholten Male ein 'sparguenstiges' Produkt hervorgeholt wird, das entweder gar nicht so guenstig ist oder sich als ueberfluessig herausstellt?
Was wenn ein Plakat zur Abwechslung auf ironische Weise zum Nachdenken anregt:

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Donnerstag, 21. Juli 2005

Westerwelle bei Goya

Die Goya-Ausstellung ist tatsaechlich auf dem besten Weg den Pfad der MOMA-Ausstellung des letzten Jahres einzuschlagen.
Zwei Stunden in der Warteschlange sprechen fuer sich. Der ein oder andere Ostberliner mag sich dabei an die Schlangen erinnern, als die Deutschmark gegen die alte DDR-Waehrung eingetauscht wurde oder als der Westen den Spass am Konsum in Form von Neueroeffnungen im Bereich der Einkaufszentren zelebrierte.

Das Phaenomen der Ausstellung - also das was sie ausloest, indem sie ganze Busladungen von Touristen und Interessierten vor der Museumsinsel ausspuckt - erscheint mir aussagekraeftiger und faszinierender als die Ausstellung selbst.
"Goya - Der Prophet der Moderne": Mit so einer knackig-frischen Phrase garantiert man sich Aufmerksamkeit, aber dass diese Formulierung eher mit einem Fragezeichen abschliessen sollte, stoehrt dabei weniger.
Nicht dass ich versuche Goya seine 'Andersartigkeit' abzusprechen. Formal und in Teilen inhaltlich bietet er - vergleicht man ihn mit seinen Zeitgenossen - durchaus neue Ansaetze. Insbesondere im Bereich des Drucks und der Radierung wendet er sich Themen zu, die zu seiner Zeit mittels dieses Mediums bei keinem anderen Kuenstler zu finden sind. Da werden Torheiten dargestellt, Aengste, Monstren, das Groteske, aber zugleich "zutiefst menschliche" Eigenschaften (so Baudelaire).

Und anscheinend dachte sich Westerwelle die Sommerpause mal sinnvoll zu gestalten und entschied sich daher auch mal ein wenig Kultur zu konsumieren.
Zwar sah ich ihn nicht in der Goya-Ausstellung im zweiten Stock, aber dafuer im dritten Stock bei den Romantikern.
Ich nehme an, dass er auch Goya gesehen hatte, aber dass er sich dann noch die Zeit nimmt, die wenig bis gar nicht besuchten Bereiche des Museums zu erkunden, verdient einen Sonderpunkt.
Wofuer ich ihm diesen Sonderpunkt gutschreiben wuerde - das muss ich mir noch ueberlegen.

Disklammer

Cut1977 und Pluswit versuchen es.

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