Mich durchzuringen, etwas zu diesem Bild zu posten, hat mich sehr viel Mut gekostet. Auch nach mehrmaligem Hinschauen und Betrachten, Hindurchschauen und Vorbeischauen, auf mich wirken lassen und ignorieren, kann ich dem Bild nichts abgewinnen. Es scheint für mich von nirgendwoher zu kommen. Kein Grund scheint diesem Bild zugrunde zu liegen und es scheint auch keinen Weg zu gehen. Nicht in mir. Für wen könnte dieses Bild gemalt sein und aus wem könnte es kommen? Nun ja, ich weiß ja konkret aus wem es kommt, aber erkenne ich diese Person in diesem Bild nicht wieder. Aber das ist ja auch nicht wichtig. Kopfschütteln erreicht das Bild bei mir. Es verstört mich und stößt mich ab. Damit ist eine Nicht-Reaktion erreicht.
Erst einmal danke dafuer, dass du dich doch noch durchgerungen hast einen Kommentar zu diesem Bild zu verfassen.
Tja, mit den Bildern ist das so eine Sache.
Sie sind zunaechst einmal eine unsichere Sache. Dem einen mag es gefallen, der andere wird es ignorieren und den naechsten wird es abstossen.
Zumindest wird es in diesem Bild dem Betrachter leicht gemacht sich abgestossen zu fuehlen. Oder verstoert. Wie du voellig richtig feststellst, scheint es von 'nirgendwoher zu kommen'. Ich weiss, wie du diese Bemerkung meinst, aber ich halte sie fuer eine treffende und schoene Bemerkung.
Man meint so etwas wie eine Erzaehlung oder narrative Elemente festzustellen, aber die Bezuege sind vollkommen unklar. Es ist auch unklar, was das Dargestellte will. Und ob es ueberhaupt etwas 'will'.
Wenn es etwas 'will', dann will das Bild nicht gefallen. Aber nicht auf plumpe Immendorf- oder Baselitz-Weise. Nicht indem die Farbe auf die Leinwand gedonnert wird und sich eine Farbschicht auf die naechste legt und dadurch skulpturale Zuege enstehen.
Der klare Blick auf das Bild wird frustriert. 'Frustration' ist hier vorhanden. Man gibt diesem Bild seine Aufmerksamkeit, doch das Bild gibt einem nichts zurueck. Keine schoenen Formen, keine schoenen Inhalte oder Ausblicke - jedenfalls nicht die, die man erwarten wuerde oder an denen man interessiert waere.
Es ist mir klar, dass diese Art von Bildern keine Begeisterungsstuerme entfachen werden. Doch fuer mich ist der Prozess in diesen Bildern vorrangig. Es ist wie ein Verschleiern von Dingen. Man schafft Ambivalenzen und blockiert Zugaenge des Betrachters zu diesem Bild. Nicht indem man es von Anfang an abstrakt anlegt, sondern indem man das konkret Dargestellte nach und nach aufloest. 'Aufloseung' waere das naechste Stichwort. Das Bild ist mehr ein sich aufloesendes Fragment, als ein vollstaendiges Ganzes. Es gibt vor etwas zu sein, aber im Grunde ist es nichts. Oder aber: es gibt vor nichts zu sein und dabei ist es etwas.
Wie du richtig sagst, ist es unwichtig, dass man den Autor dieses Bildes nicht darin erkennt. Das ist in den meisten Faellen die Regel.
Aber es ist nur deshalb eine Ueberraschung, da wir auch eine ganze Weile nicht gerade im engsten Kontakt zueinander standen und wir uns nicht ueber die Dinge sprachen, die uns beschaeftigten.
Die ersten Entwuerfe zu diesen Bildern entstanden 2003. Erst jetzt arbeite ich an der ersten Serie - auch in Hinblick auf meine Abschlusspruefungen. Und es ist fuer mich selber interessant festzustellen was dabei entsteht, wenn man mit der Arbeit an diesen Bildern beginnt.
Zum anderen arbeite ich gleichzeitig an vollkommen unterschiedlichen Bildern (wie der Loeffel im Header), aber mir ist klar, dass ich niemals so etwas wie einen 'Stil' verfolgen werde, weil das schon allein im Hinblick auf meine Interessen und die tag-taeglichen Erfahrungen die wir machen nicht moeglich waere. Die Vielfalt ist mir wichtig.
"Kein Grund scheint diesem Bild zugrunde zu liegen und es scheint auch keinen Weg zu gehen."
Nur der Betrachter allein ist in der Lage einem Bild einen Grund, einen Anlass oder gar einen Weg zu geben.
Daher finde ich auch diese Beschreibung von dir sehr schoen.
Demnaechst werde ich ein weiteres Bild hier posten, um deinen aesthetischen Blick zufriedenzustellen und um zu zeigen, dass ich auch an anderen Dingen arbeite, als "nackten Kindern" (O-Ton meines Mitbewohners) und "Soldaten".
Mal ganz abgesehen von dem Element der Auflösung.Hat es dir Spaß bereitet, dieses Bild zu malen? Ist mit diesem Bild deine innere Vorstellung deines Schaffens bedient worden? Selbst wenn diese lauten sollte, dass man etwas mit der Absicht einer Reaktion des Betrachters schafft? Und woher kamen die einzelnen Elemente?
Ganz klar: JA.
Mir hat die Arbeit an diesem Bild Spass gemacht und es war auch eine Herausforderung. Herausforderung daher, da ich diese Bilder erst einmal fertig stelle, um sie dann mit Terpentin wieder aufzuloesen. Da muss man sich erst einmal ueberwinden ein Bild zu zerstoeren ohne zu wissen, was genau danach mit ihm wird.
Nachdem es mit Terpentin aufgeloest wurde, wird es in Teilen rekonstruiert. So wie man Spuren oder Erinnerungen zu einem Bild zusammenfuegt. Nur bleibt es von hier an immer ein Fragment. Es wird immer unvollstaendig bleiben.
Diese Unvollstaendigkeit funktioniert auch nur dann, wenn auch die inhaltliche Ebene unklar und diffus bleibt.
Malerei - wie du weisst - betreibe ich schon seit einer kleinen Ewigkeit. Und wenn man erst einmal Jahre damit verbringt sich technisch weiter zu treiben, immer realistischer und immer praeziser zu werden (und da wird man niemals zu Ende lernen koennen; dieser Prozess wird sich einfach so lange fortsetzen wie man sich damit beschaeftigt), dann fragt man sich irgendwann: was macht so ein Bild eigentlich aus? Was macht ein Bild fuer so viele Menschen so faszinierend.
An Kunst denke ich dabei nicht. Was nun Kunst sei oder nicht - das ist irrelevant und nicht entscheidend und zudem nicht festzustellen oder zu bestimmen.
Auch glaube ich nicht eine Antwort geben zu koennen, aber diese Frage stellt sich mir und man stellt erst einmal fest: ein Bild ist ein Konstrukt. Es beinhaltet keine Gefuehle, keine greifbaren Intentionen, keine Stimmungen. Das sind aber all die Dinge die der Betrachter in sich traegt und dort wiedererkennt oder wiederfindet. Oder eben nicht.
Dieses Bild ist insoweit unbequem, dass es dir nicht entgegenkommt, um wie ein Fenster in eine schoenere und bessere Realitaet zu verweisen. Weder realistisch, noch symbolisch oder abstrakt.
Es verweist nur auf sich selbst. Du bist mit diesem Bild beschaeftigt und merkst, dass da vielleicht kein 'Dahinter' oder kein 'Grund' ist. Es sieht zwar erst einmal nach einer Erzaehlung aus, aber wenn es tatsaechlich eine Erzaehlung enthalten sollte, so ist diese wahrscheinlich unsinnig oder unlogisch. Fuer den Leser nicht nachvollziehbar.
Aber das ist keine grundsaetzliche Haltung in meinen Arbeiten. Es ist nur eine Moeglichkeit und eine Frage, die sich mir stellt und die mich insoweit beschaeftigt, dass ich immer wieder versuche visuell eine Sprache dafuer zu finden.
Damit wurden meine inneren Vorstellungen bedient, ja.
Und wenn der Betrachter lieber andere, harmonischere oder schoenere Bilder sehen moechte, dann soll er das tun. Ich biete stattdessen nur einige Fragen, wo andere meinen bereits Antworten zu haben oder die Bilder ohne Fragen malen.
Die Reaktion beim Betrachter ist Teil des Bildes. Ganz klar. Ein Bild das zufriedenstellt ist so simpel wie eines, das nur auf Provokation aus ist.
Wenn du der Ansicht bist, dass mein Bild provoziert, dann ist es gescheitert. Wenn es aber nur so weit geht, dass es den Betrachter frustriert, dann ist es gelungen.
Aber noch einmal: dies sind Versuche. Es ist ein Experiment und es wird sich staendig veraendern und obwohl ich der Ausfuehrende dieses Experiments bin, bin ich nicht der Leiter.
Zudem habe ich noch so viele andere Arbeiten, die ich umsetzen will und die damit - zumindest rein aeusserlich - nichts zu tun haben.
Da ich gerade in der Vorbereitung zu meiner fachpraktischen Abschlusspruefung stecke, werden hier in den naechsten Wochen noch mehr Arbeiten erscheinen.
Zum letzen Punkt: Woher kommen die einzelnen Elemente?
Die Landschaftselemente verweisen auf Roetelzeichnungen der Romantik (wie man sie in vielen Skizzenbuechern bei Firedrich oder Goethe findet). Das einzige harmonische Element.
Die Figuren - der Junge und der Soldat stammen aus amerikanischen Werbeanzeigen der 40er und 50er.
Der Junge aus einer Werbung fuer Butter und der Soldat aus einer Werbung fuer Tesafilm.
Das Haus im Hintergrund basiert auf einer Reihe von Fotografien die ich in den Staaten von Haeusern und Gebaeuden gemacht habe.
Tja, mit den Bildern ist das so eine Sache.
Sie sind zunaechst einmal eine unsichere Sache. Dem einen mag es gefallen, der andere wird es ignorieren und den naechsten wird es abstossen.
Zumindest wird es in diesem Bild dem Betrachter leicht gemacht sich abgestossen zu fuehlen. Oder verstoert. Wie du voellig richtig feststellst, scheint es von 'nirgendwoher zu kommen'. Ich weiss, wie du diese Bemerkung meinst, aber ich halte sie fuer eine treffende und schoene Bemerkung.
Man meint so etwas wie eine Erzaehlung oder narrative Elemente festzustellen, aber die Bezuege sind vollkommen unklar. Es ist auch unklar, was das Dargestellte will. Und ob es ueberhaupt etwas 'will'.
Wenn es etwas 'will', dann will das Bild nicht gefallen. Aber nicht auf plumpe Immendorf- oder Baselitz-Weise. Nicht indem die Farbe auf die Leinwand gedonnert wird und sich eine Farbschicht auf die naechste legt und dadurch skulpturale Zuege enstehen.
Der klare Blick auf das Bild wird frustriert. 'Frustration' ist hier vorhanden. Man gibt diesem Bild seine Aufmerksamkeit, doch das Bild gibt einem nichts zurueck. Keine schoenen Formen, keine schoenen Inhalte oder Ausblicke - jedenfalls nicht die, die man erwarten wuerde oder an denen man interessiert waere.
Es ist mir klar, dass diese Art von Bildern keine Begeisterungsstuerme entfachen werden. Doch fuer mich ist der Prozess in diesen Bildern vorrangig. Es ist wie ein Verschleiern von Dingen. Man schafft Ambivalenzen und blockiert Zugaenge des Betrachters zu diesem Bild. Nicht indem man es von Anfang an abstrakt anlegt, sondern indem man das konkret Dargestellte nach und nach aufloest. 'Aufloseung' waere das naechste Stichwort. Das Bild ist mehr ein sich aufloesendes Fragment, als ein vollstaendiges Ganzes. Es gibt vor etwas zu sein, aber im Grunde ist es nichts. Oder aber: es gibt vor nichts zu sein und dabei ist es etwas.
Wie du richtig sagst, ist es unwichtig, dass man den Autor dieses Bildes nicht darin erkennt. Das ist in den meisten Faellen die Regel.
Aber es ist nur deshalb eine Ueberraschung, da wir auch eine ganze Weile nicht gerade im engsten Kontakt zueinander standen und wir uns nicht ueber die Dinge sprachen, die uns beschaeftigten.
Die ersten Entwuerfe zu diesen Bildern entstanden 2003. Erst jetzt arbeite ich an der ersten Serie - auch in Hinblick auf meine Abschlusspruefungen. Und es ist fuer mich selber interessant festzustellen was dabei entsteht, wenn man mit der Arbeit an diesen Bildern beginnt.
Zum anderen arbeite ich gleichzeitig an vollkommen unterschiedlichen Bildern (wie der Loeffel im Header), aber mir ist klar, dass ich niemals so etwas wie einen 'Stil' verfolgen werde, weil das schon allein im Hinblick auf meine Interessen und die tag-taeglichen Erfahrungen die wir machen nicht moeglich waere. Die Vielfalt ist mir wichtig.
"Kein Grund scheint diesem Bild zugrunde zu liegen und es scheint auch keinen Weg zu gehen."
Nur der Betrachter allein ist in der Lage einem Bild einen Grund, einen Anlass oder gar einen Weg zu geben.
Daher finde ich auch diese Beschreibung von dir sehr schoen.
Demnaechst werde ich ein weiteres Bild hier posten, um deinen aesthetischen Blick zufriedenzustellen und um zu zeigen, dass ich auch an anderen Dingen arbeite, als "nackten Kindern" (O-Ton meines Mitbewohners) und "Soldaten".