Is Schönheit nix weiter als ein sinnlicher Reiz, eine Art ästhetisches Kitzeln, das nichts weiter kann und will als schön zu sein?
Und weiter: wird diese Kritik, die zur Zeit der Aufklärung aufkam, weiterhin innerhalb der Bildenen Künste aufrechterhalten?
Ich für meinen Teil denke, dass sich dies zu ändern beginnt.
Den 1. Teil deiner Frage kann ich nur mit „Nein“ beantworten. Aber wie soll ich es begründen? Hm, Abbildung von Schönheit, Definition von Schönheit. Wer bestimmt denn, was schön ist? Diese Frage ist eine häufig gestellte in der Kunstgeschichte, oder? Ich kann darüber nichts sagen. Aber ich gebe die Frage gerne an Zutrine weiter. Zum 2. Teil habe ich eine Gegenfrage: Wie entscheidet man, ob sich eine Richtung in der „aktuellen Kunst“ ändert? Geht man in Galerien und schaut sich an, was die Künstler machen und zählt dann, wie viele „schöne“ Bilder dabei sind? Das führt einen ja eigentlich wieder zur 1. Frage. Oder schaut man sich Texte über aktuelle Kunst an und notiert, was die Kritiker sagen? Es ist sehr schwer, deine Frage zu beantworten.
Jede Zeit und Kultur bringt ihre eigene Form von Schönheit hervor und meistens setzt sich diese aus Rückgriffen auf eine vorherige Kunstrichtung zusammen.
DEN Schönheitsbegriff an sich kann man nicht festlegen, obwohl immer wieder auch wissenschftliche Versuche unternommen werden, um einen universellen Begriff von Schönheit zu bestimmen.
Doch im weitesten Sinn kann man sagen, dass Schönheit sich entweder an einem Ideal orientiert oder an dessen Gegenteil, während auch diesem Gegenentwurf ein Schönheitswert zugeordnet wird. Es ist damit ein Hin- und Her-Pendeln zwischen zwei Polen (Ideal und dessen Umkehr) und all den Abstufungen die dazwischen entstehen.
Wie sich eine Richtung in der gegenwärtigen Kunst ändert, lässt sich nie genau festlegen und nur in den seltensten Fällen gibt es radikale Brüche, die niemandem entgehen und die sich auf offensichtliche Merkmale festlegen lassen (man denke an den Übergang vom Mittelalter zur Renaissance, man denke an El Greco, man denke an Turner oder Goya, Gericault, Caspar David Friedrich, Overbeck, dann die ganzen 'grossen' Bewegungen der klassischen Moderne, oder einzelnen Charakteren wie Giacometti, bis hin zu kleineren Schritten bei Gerhard Richter, Beuys, Fluxus, Fotorealismus, Videokunst, etc. Kleiner werden sie auch daher, da die Zeitabstände zu unseren eigenen Gegenwart ebenfalls kürzer werden.
Was mir jedoch in Erinnerung geblieben ist, war Neo Rauchs Aufforderung "Mut zur Schönheit" entstehen zu lassen (du siehst zudem, dass ich mich hier auch zum grössten Teil auf die Malerei beziehe). Maler wie Baselitz und Immendorff (man denke auch an die 'Jungen Wilden') traten unter jungen Künstlern in den frühen 70ern eine Welle los, die sich auf eine Ästhetik berief, die gegen den klassischen Schönheitsbegriff gerichtet war. Der Gestus der Malerei wurde aktionistisch, die 'Schweinemaler' wie einer meiner Profs immer gerne sagte. Dies ist einer der Zustände der sich ändert und das sieht man an Teilen der sog. neuen deutschen Malerei als auch in einzelnen Kunsthochschulen.
Letztendlich müsste man Prophet sein, um vorauszusagen wohin sich dies bewegen wird, aber dass sich etwas bewegt ist im Einzelnen und manchmal im Detail zu sehen. Die Rückkehr zum Figurativen ist dabei noch die kleinste Komponente.
Vielleicht kann man dann die Kunst mit Musik vergleichen. Zumindest dachte ich eben an Musik, als ich an meine Antwort gedacht habe. Das hört sich nämlich nach Wellenbewegung und Zirkulation an. Kommt man an einem Ende an, beginnt man wieder von vorne. Haben die Leute lange genug über „Schweinemaler“ und ihre Werke geredet und sie sich angesehen, wollen sie wieder einen schönen Maler mit schönen Bildern sehen. Letztendlich läuft es doch darauf hinaus: Wir haben Kunst und wir haben Musik, und wir sind Menschen. Was wollen Menschen? Nach vorne, weitergehen, Entwicklung. Wie überträgt man das auf Kunst und Musik? Man versucht, „Neues“ zu schaffen. Wie entsteht Neues? 1. Jemand erschafft etwas wirklich Neues oder 2. jemand, der nicht alles oder auch nur wenig kennt, denkt, er würde etwas Neues erschaffen, erschafft aber nur das, was er noch nicht kennt. Dabei muss das ja auch noch nicht einmal schlecht sein. Die Frage wäre vielleicht besser so formuliert: Ist die wiederkehrende Schönheit in die Kunst gut oder schlecht für die Kunst? (Davon ausgehend, dass alles wiederkehrt.)
Musik ist nicht visuell gegeben, was zugleich ihr grösster Vorteil ist. Schöhnheit wird hier anders empfunden und eingeordnet.
Die wiederkehrende Schönheit in der Kunst ist nicht schlecht, da jedesmal wenn sie zurückkehrt sie in eine andere Zeit einkehrt und dadurch auch verändert wahrgenommen und verwendet wird. Sie ist zwar wiederkehrend, aber nicht wiederholend - jedoch nur im Idealfall.
Und weiter: wird diese Kritik, die zur Zeit der Aufklärung aufkam, weiterhin innerhalb der Bildenen Künste aufrechterhalten?
Ich für meinen Teil denke, dass sich dies zu ändern beginnt.