Code - Nouveau Gloaming

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Ich hatte schon vor kurzem auf die Nachfolgeband des Projektes von Ved Buens Ende hingewiesen und gestern tat es auch Cut1977, wenn auch vor dem Hintergrund seiner Einstellung zum Metal. Die Rede ist von CODE.

Vor mehreren Jahren wies Vicotnik in einem Interview darauf hin, dass ein neues Projekt von Ved Buens Ende durchaus zu erwarten sei, doch wann dies der Fall sein würde und unter welchem Namen liess er bewusst im Dunkeln.

Vicotnik, ehemals Dodheimsgard, Aura Noir und Ved Buens Ende heisst hier Viper und spielt den Bass. Kvohst wird ebenfalls Dodheimsgard zugerechnet und es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um Carl-Michael handelt, denn anders wäre sein Gesang nicht zu erklären. Und als nächstes prominentes Mitglied wäre da noch AiwarikiaR von Ulver am Schlagzeug zu nennen.

Bevor ich zum Album selbst komme: Vicotnik hatte in dem bereits erwähnten Interview auch deutlich gemacht, dass es noch so ein Album wie damals bei "Written in Waters" nicht geben würde, da es zu einer bestimmten Zeit, unter bestimmten Bedingungen und mit bestimmten Musikern entstanden sei. Zumal sind 9 Jahre seit dem VBE-Album vergangen und ich hätte mich schon gewundert einen Abguss von "Written in Waters" zu hören. Und neben der Option einer Kopie, gibt es die der Weiterentwicklung. Doch wie sieht mit Blick auf "Written in Waters" eine Weiterentwicklung aus?
Das was VBE ausmacht ist nicht eine zu bestimmende Form von Musik und Stil, sondern das Gegenteil davon: ein Projekt, das sich dem Wechsel und dem Neuen verschrieben hat. Man kann lapidar feststellen: der Titel ist Programm - Nouveau Gloaming.

Wie also sind die acht Lieder auf diesem Album zu verstehen?

Erstes Lied "The Cotton Optic":
Hier wird man direkt in die Musik der frühen Alben von Dodheimsgard hineinkatapultiert. Jedoch ist etwas anders und zwar liegt dies am Bass, der sich ab Mitte des Songs in den Musikfluss einzwängt und diesem leicht entgegenwirkt. Dies geschieht in bester Skoll-Manier, der nicht nur den Bass bei Ulver bediente, sondern auch bei VBE. Damit findet die Überleitung zum nächsten Stück statt.

Zweites Lied "Brass Dogs":
Unterdrückter Gesang (Carl-Michael) vibriert kaum hörbar, bis die Gitarren einbrechen und mit ihrer Dichte alles aus dem Weg räumen und im selben Zug die alten Songstrukturen von VBE einräumen. Das was zum Vorschein kommt ist eine Reminisenz an VBE - in diesen Momenten zitieren sie sich selbst, aber bleiben dennoch auf dem neuen, von ihnen eingeschlagenen Weg der der Nostalgie des Vergangenen keinen Platz lässt.

Drittes Lied "An Enigma in Brine" und viertes Lied "A Cloud-Formed Teardrop Asylum":
Man möchte glauben, wenn Ulver nach ihrem "The Marriage of Heaven and Hell"-Album wieder zu ihren Anfängen zurückgekehrt wären, dann hätte sich ihre Musik wohlmöglich so angehört. Die Verspieltheit von VBE ist in diesen beiden Liedern klarer und strukturierter und nach mehrmaligen Hören entwickelt sich die gesungene Strophe von "A Cloud-Formed Teardrop Asylum" zu einem eindringlichen Ohrwurm. Im Gegensatz zu "Brass Dog" eingängiger und leichter zugänglich, dennoch hypnotisch und verschlungen.

Fünftes Lied "Aeon in Cynders":
Ich war schon damals vom Trash des Aura Noir-Projektes sehr angetan und sehe diesen in der Musik des neuen, norwegischen Black Metal Phänomens KHOLD wiederbelebt. Ähnlich geht es mir mit diesem Lied. Doch CODE wären nicht VBE, wenn sie nicht an dieser Stelle mit einem leichten Bruch aufwarten würden. Nach einer kurzen Unterbrechung des Songs meldet sich Vicotniks knarzig-knorrige Stimme zurück, wie sie schon zuvor in den VBE-Aufnahmen dem Hörer die Nackenhaare aufrichten liess. Eine weiterer Aspekt ist die Produktion des Schlagzeugs, das mit seiner trockenen Snare das Bergtatt-Album in Erinnerung ruft.

Sechstes Lied "Tyburn":
Besonders hier sind die Parallelen zu Ulver und vor allem den frühen Ulver nicht zu überhören. Und das ist kein Zufall. Nicht nur, dass der gleiche Drummer hinter dem Schlagzeug sitzt. Nein. "Nouveau Gloaming" wurde wie schon das Bergtatt-Album und die folgenden Veröffentlichungen von Ulver im Strype-Audio in Oslo abgemischt. Gegen Ende des Liedes löst sich die Musik langsam von seinen Verweisen und Zitaten und geht über in "Radium."

Siebtes Lied "Radium":
Letztendlich ist der Bogen, wie schon bei "Brass Dog", zurück zu VBE geschlagen. Spätestens Vicotnik ruft einem dies mit seiner Stimme wieder in Erinnerung. Doch nach der Hälfte des Liedes ist der Hörer plötzlich wieder mitten in einem Dodheimsgard-Lied. Dann entdeckt man nach mehrmaligen Hörem wie die beiden Gitarrenspuren für einen kurzen Moment entgegengesetzt spielen. Während eine gleichmässige Riffs in bester Trashtradition wiederholt, folgt die andere einem frenetisch-nervösen und wundervoll disharmonischem Verlauf. Es sind diese Überlagerung, das stilistische Pendeln, dass "Nouveau Gloaming" so ausgezeichnet macht.

Achtes Lied "Ghost Formula":
So rasant und verdichtet wie begonnen wurde, zersetzt sich das letzte Lied zu Tönen und gesprochenen Passagen, die eine kurze Weile Ähnlichkeit zu Anathemas "The Silent Enigma" aufweisen, um dann losgelöst von Bezügen zu verklingen.

So schnell werden VBE, alias CODE, kein weiteres Album auf den Markt werfen und daher bleibt viel Zeit "Nouveau Gloaming" noch viele Male zu hören und dabei jedesmal neue Dinge zu entdecken. Mehr Dinge, als "Written in Waters" in seiner Geschlossenheit jemals enthielt.

Disklammer

Cut1977 und Pluswit versuchen es.

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