Samstag, 29. Oktober 2005

Installation und digitale Fotos

Am Donnerstag war meine Installation endlich fertig.

Schon laenger beschaeftige ich mich mit dem Thema "Kunstmuseum". Dabei geht es mir nicht so sehr um die dort ausgestellten Werke und Objekte aus dem Bereich der sog. 'hohen Kuenste'. Interessant wird das Museum erst in Hinblick auf seine Besucher. Nicht die altbekannte und immer wieder gestellte Frage: Was ist Kunst? Was ist gute, bzw. schlechte Kunst? ist hierbei entscheidend, sondern fuer wen ist Kunst? Und wie steht es um den Zugang zur Kunst?

Inbetween-Panzer-copy

Das Metier des mehr oder weniger glaubwuerdigen Kunstkenners ist uninteressant geworden. Der 'Kunstamateur' hingegen, der als Tourist, als Schueler, oder einfach von Neugier angetrieben durch eine Ausstellung geht, holt durch seine Anwesenheit den Alltag in diese Raeume. Dieser Alltag macht sich in Form von Fragen, Vermutungen, Urteilen und Spekulationen bemerkbar: wieso sieht dieses Bild so aus? Wieso malte er es nicht anders? Was bedeuten die unterschiedlichen Farben? Das kann ich doch auch! Ob er wohl tatsaechlich verrueckt war und deshalb so obsessiv arbeitete?

three

Es haben sich in der Zeit seitdem Kunst als solche oeffentlich ausgestellt wird - und diese Tradition besteht erst seit weniger als 250 Jahren - unterschiedliche populaere Mythen herausgebildet. Allen voran der Mythos des kuenstlerischen Genies und seiner Arbeit.

Sixth-Der-Springer-copy

Auch wenn sich mittlerweile ein gewisses Mass an Aufklaerung breit gemacht hat und Teil des kollektiven Bewusstseins geworden ist, so sprechen die zahlreichen und hartnaeckigen Ansammlungen vor Monet-, van Gogh-, oder Picassobildern in jedem Museum fuer sich. Das Museum auratisiert noch immer und noch immer glauben weite Teile der Museumsbesucher an die Idee des Meisterwerks.
Der Besuch eines Kunstmueums ist demnach die Begegnung und Auseinandersetzung mit den grossen Traditionen der letzten Jahrhunderte. Die Renaissance und die klassische Moderne bilden dabei noch immer die beiden dominantesten Saeulen des gegenwaertigen Kunstverstaendnisses.

Fuehrt man diese Besucher in solche Bereiche wie Beuys, Immendorf, Baselitz, Paik, Klein, Abramovic, usw. stoesst man eher auf Widerstaende. Bei Gerhard Richter und Neo Rauch oder sogar Schlingensief scheint der Zugang leichter zu fallen.

In Thomas Struths fotografischer Museumsserie erscheinen die Kunstobjekte des Museums primaer als durch ihre Betrachter fetischisierte und verallgemeinerte Ikonen der Kunst: die Mona Lisa, der Vermeer, der grossformatige Gericault, oder der Duerer. Sie werden von ihren Betrachtern als Kunst identifiziert und verstanden. Sie werden bewundert und sogar verehrt.

In der fotografischen Serie die ich fuer meine Installation erstellte, geht es weniger darum den Besucher des Museums satirisch zu karikieren. Vielmehr soll das Kunstmuseum als ein Ort dargestellt werden der mehr als ein reines Behaeltnis der Kunst ist. Es ist ein Raum, der auf unterschiedlichen Bereichen die Moeglichkeit des Konsums eroeffnet. Es ist ein Raum, der unterschiedliche Menschen und Szenarien zulaesst und damit Situationen erschafft die zum eine vertraut sind, aber in den dargestellten Raeumlichkeiten ungewoehnlich und sogar unmoeglich erscheinen. Darin ist es zugleich ein Spiel mit dem 'Unheimlichen' und dem 'Heimlichen' oder 'Heimeligen'. Szenen des Alltags mischen sich mit der Regelmaessigkeit und Uniformitaet des Kunstmuseums.

Fotoinstallation1

Alle Museumsaufnahmen dieser digitalen Fotoserie sind in dem neuen Frank O. Gehry MARTA-Museum in Herford entstanden. Zudem war es mir wichtig an sehr unterschiedlichen und sich widersprechenden Orten Aufnahmen zu machen, die ein visuelles 'patch work' ergeben und dadurch den Eindruck eines Ortes und gleichzeitig keines spezifischen Ortes verstaerken wuerden.

Die Installation selber besteht aus einer ca. 2m x 1,40m tapezierten Holzwand und einem aufgeschraubten Holzrahmen der von hinten mittels eines Projektors angestrahlt wird. Die digitale Fotoserie wird von dem Projektor an die Projektionswand innerhalb des Rahmens geworfen und im Loop abgespielt (insgesamt neun Fotos).
Vor der Wand befindet sich ein runder Plastiktisch, mit einer Tischdecke, einer Blumenvase und Blumen aus Wachs, zwei roten Plastiktellern und dazupassenden Bechern. Der Betrachter hat die Moeglichkeit auf einem der zwei Stuehle Platz zu nehmen, aus den Bechern zu trinken und Fast Food zu essen, das auf den Tellern serviert wird.
Damit verbindet diese Installation zum einen Konsum mit Kunst und zum anderen das kuenstliche, digitale Bildmaterial mit fabrizierten, realen Objekten.

Fotoinstallation4

Disklammer

Cut1977 und Pluswit versuchen es.

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