Ich hatte vor einiger Zeit den Film 'American Splendor' in der Rubrik 'Gesehen oder Verpasst?' aufgelistet und das ist auch der Grund, weshalb ich zum ersten Mal von Harvey Pekar hoerte.
In diesem aussergewoehnlichen und eindrucksvoll subtilen Film stellt Paul Giamatti den Comicautor Pekar dar, wobei letzterer in einigen Teilen des Filmes auftaucht, um die Erzaehlung aus seiner Sicht fortzufuehren. Der Film arbeitet somit mit Mitteln der Stilmontage, die unterschiedliche formale und inhaltliche Ebenen miteinander verbindet.
In Deutschland lief der Film lediglich in einigen kleineren Kinos in Staedten wie Hamburg, Frankfurt oder Berlin.
Auf DVD ist er schon seit einiger Zeit zu erhalten und auch dringendst zu empfehlen.
Gestern hatte ich die Gelegenheit eine Lesung von Pekar zu besuchen. Es waren nicht zu viele Leute vor Ort, vielleicht gerade mal 40 und dementsprechend plauderte Pekar locker und wortgewandt ueber sein Leben, seine Arbeit und wie der Film seine Bekanntheit gesteigert hat.
Zu Anfang bot er den Zuhoerern sein 'Repetoire' an. Dieses setzt sich - nach Pekar - aus folgenden Bereichen zusammen: ihn eine Weile erzaehlen lassen, Fragen stellen, Signation von Buechern und Fotos duerfe man auch machen. Mehr, so Pekar, koenne er leider nicht anbieten.
Er erzaehlte von seiner Kindheit, den osteuropaeischen, skeptischen Eltern, die keinen Sinn darin sahen, dass er sich mit Comics beschaeftigte, seine 3 Ehen, seine Obsession mit der staendigen Furcht zu versagen, seine schlecht bezahlte Arbeit bei 'Dark Horse', seine Abneigung gegenueber Comics die entweder Superhelden oder "sprechende Tiere" beinhalten, seine Zusammenarbeit und Freundschaft mit Crumb, seine Liebe zu Bee Bop und Jazz, seine Beziehung zur Literatur Cranes, Joyces oder Carvers, die Moeglichkeit fuer 'American Splendor' vor der Kamera zu improvisieren und dafuer noch bezahlt zu werden, die Erfahrung mit seiner Frau ein Comicbuch zu schreiben und letztendlich seine Arbeit am aktuellen Band.
Es war eine sehr angenehmes, fast schon intimes Erlebnis, dass Pekar nicht nur
zu den Zuhoerern sondern tatsaechlich
mit ihnen sprach. Zwar hoert man immer wieder von seinen Launen und einem durchgaengigen Sarkasmus. Doch davon war bei der Lesung, die im Grunde einer Erzaehlung glich, nichts zu spueren.
Seine ersten Worte an die Zuhoerer waren:
"Es macht mich jedesmal gluecklich zu sehen, dass alle Stuehle besetzt sind."
Und dies war weder ironisch noch sarkastisch, sondern aufrichtig und unverstellt.